Der Jahresabschlussfahrt sehen wir immer mit gemischten Gefühlen entgegen – zum einen bieten die vielen Stunden auf der Autobahn Gelegenheit, Rückblick zu halten auf ein recht aktives Jahr, mit 5 Ungarnfahrten und  mehreren Dutzend vermittelten Hunden. Auf der anderen Seite fuhren wir mit einem gewissen „Bammel“ denn bekanntermaßen kann der Tierheimwinter sehr bedrückend sein: die frierenden und verschlammten Hunde sind ein deutlich trostloserer Anblick verglichen mit dem heißen im der Regel fröhlich-heiteren ungarischen „Piroschka-Puszta-Sommer“. 

Wie immer war der Transporter bis unters Dach gepackt mit Futter, Decken, Medikamenten – und auch ein paar kleine Geschenke für die Mitarbeiter des Tierheims waren an Bord. Diesmal wurde auch beim Packen ein Plan für die Transportboxen erstellt, denn wir wollten 10 Hunde verschiedener Größen mitnehmen. Jeder sollte genügend Platz in seiner Box finden, und es sind natürlich auch die gesetzlichen Vorschriften für den Transport zu beachten – das Veterinäramt fährt sozusagen immer virtuell mit. Aus diesem Grunde wurden 3 weitere Hunde kurz zuvor mit unserem bewährten Transporteur nach Deutschland gebracht, wir hatten berechtigte Sorge dass für mehr Passagiere kein Platz mehr war! Die Tracespapiere für alle Hunde wurden auch rechtzeitig fertig, das Quartier gebucht und somit konnte es losgehen. 

Diesmal kamen wir richtig früh los, da wir Urlaub genommen hatten. Glücklicherweise gab es nur wenig Verkehr und somit kamen wir schon zum frühen Sonnenuntergang gegen 16 Uhr in Siofok an. Leider regnete es kräftig, darum wurde dem traditionellen Weihnachtsmarkt um den Siofoker Wasserturm nur ein kurzer Besuch abgestattet. An eine wichtige ungarische Vokabel haben wir uns aber schnell wieder erinnert: „Forralt Bor“ ist Glühwein, nach Wunsch „Vöros“ (Rot) oder „Feher“ (Weiss), aber immer wärmend und lecker. Als Unterlage bestens geeignet ist der traditionelle Kürtőskalács, zu deutsch „Schornsteinkuchen“ – bei uns meist als Baumstriezel bekannt. Hier in Siofok besonders gut, da nicht wie sonst profan über Gas oder elektrisch gebacken, sondern über dem Holzkohlenfeuer – das gibt ein besonderes Aroma.

Beim Aufstehen am Samstag große Erleichterung – nachdem es die ganze Nacht heftig durchgeregnet hatte, war es nun trocken und die Wolken verzogen sich. So wurde unser Tierheimbesuch zwar feucht, aber nur vom unten her, denn der Boden war pfützen- und schlammübersät. Jeder möge sich nun vorstellen, wie wir nach kurzer Zeit aussahen, nachdem uns die Hunde begeistert umtanzt und angesprungen, und wir die kleineren Dreckspatzen zum Knuddeln hochgehoben hatten…..

Beim anschließenden Rundgang wurde die Langzeitinsassen eingehend besprochen, vor allem welche Fortschritte gemacht wurden und wie wohl ein geeigneter Vermittlungsplatz aussehen möge. Natürlich gab es auch viele Neuankömmlinge, die teilweise noch nicht in der Datenbank des Tierheims stehen, aber bald auf unserer Website auftauchen werden wie zum Beispiel ein junger Rauhhaar-Viszla. 

Schon mal anfreunden konnten wir uns mit den 10 Passagieren für morgen, die frischgewaschen und frisiert in ihren Zwingern für die Abreise warteten. Die alte Dackeloma Mimi hat gleich unser Herz erobert, und das „Duo Infernale“ Zalan und Zümo, die „Ladenhüter“ aus dem sogenannten Z-Wurf wirbelte im Gehege um das Tierheimkbüro umher. 

Nach dem Entladen der Sachspenden mit der Hilfe aller Tierheimmitarbeiter konnten wir beim traditionellen Kaffee und echt ungarischen Cremeschnitten 2.500 Euro für vermittelte Hunde und als Spende überreichen. Wie immer eine große Hilfe für das Tierheim, das nur wenig öffentliche Mittel erhält. Vor allem die Tierarztkosten fressen einen immer größeren Teil des Budgets auf. Die Hundehilfe Marika ist nun seit vielen Jahren eine zuverlässige Stütze für das Tierheim Siofok – wir unterstützen nun seit mehr als 10 Jahren durch Sach- und Geldspenden, und natürlich auch durch die Vermittlung von Hunden nach Deutschland und in die Schweiz, die Kollegen und Kolleginnen vor Ort. Dieses Jahr haben wir uns ausschließlich auf Siofok konzentriert, was sowohl für uns wie auch für das Tierheim eine positive Erfahrung war.

Zum Abschluss des Arbeitstages steht uns noch das beliebte „Hundeboxentetris“ bevor – die 10 Boxen unterschiedlicher Größe werden aufgebaut, mit Decken und Trinknapf ausgestattet und sicher mit Gurten im Transporter verzurrt. Große Erleichterung – alle passen hinein! Leicht durchgefroren, ziemlich schmutzig und mit vielen Eindrücken geht es heim nach Siofok in die Pension. Der Abend ist kurz, obwohl schon Zeit für einen letzten „Forralt Bor“ gefunden wird. Wer regelmäßig unserer Reiseberichte liest, weiß, dass es am Sonntag immer früh losgeht: um 7:30 sind wir im Tierheim angesagt. Wegen des Tags der offenen Tür waren viele Tierheimmitarbeiter schon da, deshalb ging das Verladen sehr schnell und wir waren im Nu auf der Autobahn Richtung Deutschland. 

Die Rückfahrt verlief bis Salzburg gut, dann mussten wir allerdings von der Autobahn da just an diesem Wochenende die A8 wegen Baumfällarbeiten total gesperrt wurde. Im dichten Kolonnenverkehr schaukelten wir über die Landstrasse nach Traunstein, die Passagiere zeigten sich davon allerdings weitgehend unbeeindruckt. Als erstes stieg im Hundeparadies Stephanskirchen bei Andrea Krauszt die alte Dackeldame Mimi aus, um ihre Pflegestelle zu beziehen (diese war allerdings nur von kurzer Dauer, denn nach wenigen Tagen konnte sich schon zu ihren neuen Besitzern im Rheingau weiterreisen). In Holzkirchen verließ uns dann noch der adrette King Chevalier Spanielrüde Max. Somit waren auf der letzten kurzen Etappe zum Übergabeplatz in München noch 8 Passagiere an Bord, die dort ihren zukünftigen Besitzern und Pflegestellen übergeben werden konnten. Wer unsere Facebookseite verfolgt, konnte bereits in Form vieler Bilder an dem Tierheimbesuch und an der Übergabe teilhaben.

Alles in allem eine erfolgreiche und erfreuliche Jahresabschlussfahrt. Der Termin für die nächste Fahrt steht auch schon wieder fest, Mitte Februar findet die erste Ungarnfahrt 2020 statt! Wie immer: über Unterstützung, sei es durch Sach- oder Geldspenden, freuen wir uns, und auch über jeden freundlichen Kommentar.

 

Text: Martin Valk