"Balaton Sound"
An diesem Wochenende zog es uns, wie viele andere Menschen von überall her, an den Balaton. Während die meisten von ihnen auf dem „Balaton Sound“ Festival feiern wollten, war unser Ziel ein wesentlich abgelegener und von Menschen eher wenig besuchter Ort. Wir hatten uns gut auf die Reise vorbereitet: Der Vereinstransporter war vorher in der Werkstatt gewesen, um die Klimaanlage warten zu lassen. Mit dem alten Auto hatten wir öfter mit einem Ausfall der Klimaanlage zu kämpfen. Diesen Stress wollten wir uns ersparen. Außerdem haben wir vor der Abreise vor allem Spezialfutter eingekauft und den Transporter wie üblich mit gesammelten Spenden beladen.
Das erste Zwischenziel hieß Hundeparadies Stephanskirchen. Dort konnten wir weitere Spenden aufnehmen, sodass diese wieder bis unters Fahrzeugdach reichten. „Voll bepackt mit tollen Sachen“ ging es „hinein ins Weekend-Feeling“. Aufgrund des Festivals waren die Unterkünfte im Zentrum Siófoks ausgebucht oder die Preise viel zu hoch. Daher mussten wir dieses Mal etwas außerhalb ausweichen, in die gleichnamige Pension Marika. Wie es der Zufall wollte, kennt das Besitzerpaar Zsusza, die Tierheimleiterin, und es gab als Dank für unser Engagement anstatt des einfachsten Zimmers ein kostenloses Upgrade in ein geräumiges Zimmer mit Balkon. Zum Abschluss des Tages ging es zum Abendessen ins Zentrum.
Ausgeruht fuhren wir um 10:30 Uhr beim Tierheim vor und bekamen eine Kostprobe vom „Balaton Sound“, was wir darunter verstehen. Im ersten eingezäunten Bereich entlang des Weges kamen uns Aalya, Snow, Zsofia und Borzi entgegen gerannt und kündigten uns unüberhörbar den Tierheimmitarbeitern an. Das restliche Tierheim antwortete standesgemäß mit einem Bellkonzert. Bevor wir Zsuzsi begrüßen konnten, versuchte ein Rudel Welpen im Zwinger rechts vor dem Haupttor unsere Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen – mit Erfolg…
Zuerst ging es in die von Aalya, Borzi, Zsofia und Snow „bewachte“ Krankenstation. Snow hat seine Operation inzwischen sehr gut überstanden, läuft mit seinen drei Beinen herum, als wäre es das normalste der Welt, und liebt alle Menschen. Borzi hat mich sofort wieder erkannt und wich wie ein Schatten nicht von meiner Seite. Zu ihr gesellte sich die Eisbärin Aalya, als wüsste sie, dass sie genau in mein „Beuteschema“ passt. Aalya hat eine neurologische Erkrankung an der rechten Hinterpfote und ist dennoch so ein herzensguter Hund. Wenn es mit der Therapie nicht besser wird, muss man überlegen, sie von ihrem Leiden zu erlösen…
Auf der Krankenstation lernten wir auch Nina kennen, die mit uns nach Deutschland kommen sollte. Sie war erst kurz zuvor von ihrer ungarischen Familie abgeholt worden, die sie wegen einer schlimmen Allergie der Tochter nicht mehr behalten konnte. Nina war offensichtlich völlig durch den Wind und brauchte Zeit, sich mit der neuen Situation im Tierheim zurecht zu finden.Als nächstes ging es ins „Raubtiergehege“. Die Zwinger mit den Welpen und kleinen Hunden sind brechend voll. Die kleinen können teilweise nicht adäquat untergebracht werden und es wird viel angestellt. Auch die anderen Zwinger sind sehr voll.
Beim Rundgang durchs Tierheim hat Zsuzsi aber auch etwas Positives zu berichten. Endlich konnte eine Baufirma ausfindig gemacht werden, die die Zäune um die Zwinger kostengünstig erneuert. Im Herbst, wenn es nicht mehr ganz so heiß ist, wird es voraussichtlich losgehen. Zudem soll rechts vom Haupttor vor dem ersten Zwinger eine zusätzliche eingezäunte Auslauffläche für die Junghunde entstehen. Diese langweilen sich in den zu kleinen Zwingern und stellen deswegen viel an. Wir sichern selbstverständlich sofort finanzielle Unterstützung der Baumaßnahmen zu!
Nach dem Rundgang, auf dem wir viele alte Bekannte wiedersehen konnten, ging es ans Ausladen der mitgebrachten Spenden. Es war wieder alles dabei: Decken, Teppiche, Polster, Verbandsmaterial, Nahrungsergänzungsmittel, Futter, Leinen & Halsbänder, und vieles mehr… Da ein Hund von einer ungarischen Adoptivfamilie abgeholt und jener davor noch von Zsuzsi frisch gebadet werden sollte, gingen wir kurzer Hand in der Zwischenzeit mit Linda und Lucas spazieren. Beide dankten es uns und es überraschte uns sehr zu sehen, wie gut sich die beiden nach kurzer Zeit an den Menschen orientierten.
Zum Schluss unseres Besuchs wurde wie üblich der Papierkram erledigt. Zsuzsi hatte die Tracespapiere und die EU-Reisepässe der Hunde vorbereitet und wir haben 1.000 Euro Spendengelder übergeben können. Darüber gab es große Freude, denn zurzeit fallen laufend hohe Kosten beim Tierarzt in Budapest an und jeder Forint muss zweimal umgedreht werden.
Am nächsten Morgen um halb acht steigen in Siófok Aisa, Mulana, Yuma und Nina ein. Dabei zeichnet sich schon ab, dass alle sehr brav sind und es eine ruhige Fahrt nach Deutschland wird. Beim nächsten Stopp in Tarnkok lassen Lotti und Cement etwas auf sich warten, bzw. ihre Pfleger. Schlussendlich schaffen es auch sie an Bord Richtung neues Zuhause. Aisa, Mulana, Yuma und Lotti durften bereits beim Hundeparadies Stephanskirchen aussteigen und auf ihre neuen Besitzer bzw. Interessenten warten. Da sich Cements neue Familie wegen der weiten Anreise nach München etwas verspätete, durfte er noch unsere beiden Hunde kennenlernen und mit ihnen bei einem Spaziergang die Gegend unsicher machen. Dabei wirkten die drei gleich wie eine eingeschworene Gang. Vielleicht war es der „Balaton Sound“, der die drei verbindet.