Diesem Reisebericht geht erst einmal eine Entschuldigung voraus, denn der eigentlich fällige Reisebericht für die wegen übervoller Spendenlager relativ spontan Anfang März angesetzte Fahrt ist unter den Tisch gefallen – keine Zeit, zu viel Arbeit und Termine, und auch viele vermittelte Hunde. Die praktische tägliche Vereinsarbeit wie Telefonate mit Interessenten, dem Tierheim und Pflegestellen, und das Einstellen von Inseraten hat eben immer Vorrang gegenüber dem lästigen Papierkram. Es wird somit also für die März-Reise bei den Bildern aus unserem Facebook-Kanal bleiben. Bevor Zeit für einen Reisebericht war, waren wir schon mitten in den Vorbereitungen für die Maifahrt.


Der kurze Besuch im Tierheim im März war in vielerlei Hinsicht ertragreich, denn neben einem ausführlichen Rundgang, der noch massiv unter dem Eindruck einer dramatischen Parvovirus Epidemie stand, die sichtlich Spuren bei den Mitarbeitern hinterlassen hatte, konnten wir einen Kleinlaster voller Spenden mitbringen. Als Extra Bonus unseres Besuchs können wir die Einladung zum Maifest bezeichnen, denn dieses Ereignis ist einer der unbestrittenen Höhepunkte im Kalender des Tierheims in Siofok. So wurden Agenden gewälzt und bereits bestehende Termine verschoben, um einen Besuch zum 1. Mai möglich zu machen. Die bewährte Spendensammelmaschine namens kleinanzeigen.de wurde angeworfen, und flugs war unser Lager wieder gut gefüllt, vor allem mit hochwertigem Hunde- und Katzenfutter, aber auch Medikamente und Decken, Bettwäsche und Handtücher kamen per Post, wurden abgegeben oder von uns abgeholt.
Das Auto holten wir diesmal schon am Vortag ab. Überraschenderweise erhielten wir einen quasi neuen und sehr komfortablen Mercedes Vito. Wir konnten es kaum glauben, denn sonst bekommen wir übel verbeulte und verschrammte Kisten zugeteilt, von unzähligen gestressten Paketboten und Studentenumzügen bereits schwer lädiert. Möglicherweise hat sich unser Mietauto-Score mittlerweile stark verbessert, nachdem wir bisher alle Mietobjekte komplett und schadenfrei aus dem fernen Ungaristan zurückgebracht haben.


Das Packen ging diesmal sehr schnell, denn die eigentlich zeitraubende Arbeit, das Sichten und Vorsortieren, hatten wir schon 2 Wochen vorher erledigt. Nach einer kurzen Nacht starteten wir dann am 1. Mai um 4 Uhr früh noch im Dunkeln und konnten den Sonnenaufgang während der Fahrt Richtung Braunau auf der A94 bewundern. Es war kaum Verkehr, so waren wir schnell bei Linz, wo wir Rast machten und ein Frühstück die Müdigkeit vertrieb. Weiter ging es über Wien und Eisenstadt nach Ungarn. Wir wählten diesmal eine andere Route als üblich, weniger um Staus zu umfahren, sondern um einfach mal was anderes zu sehen als unsere Standardrouten ab Győr, die 81 über Székesféhervár und 82 über Veszprém.
Genau Mittag fuhren wir die bekannte schlaglochübersäte kleine Straße am Tierheim . Die ansonsten leere Straße war komplett zugeparkt, und überall waren Spaziergänger mit Tierheimhunden unterwegs, so dass wir einige alte Bekannte schon erspähen konnten – „Schau, da läuft Dalma!“ – „Und da ist Dönci!“ Nachdem wir den Transporter ein Stück weit weg abstellen konnten, spazierten wir zum Tierheim, wo auf dem Vorplatz verschiedene Stände aufgebaut waren und reges Treiben herrschte. Kinder wurden geschminkt, es gab einen Kuchenstand, eine Tombola und einen großen Stand mit Tierbedarf. Großes Hallo als wir erkannt wurden, und eine Minute später saßen wir schon an einem Tisch unter einem großen Sonnenschirm und uns wurde frisch gebackene Lángos mit Sauerrahm, Knoblauch und Käse serviert. Nach einem Durchgang waren wir eigentlich satt, aber schon standen die nächsten Teller vor uns – das ist eben ungarische Gastfreundschaft! Die Lángos werden von unserem alten Bekannten János mit seiner Frau und etlichen Helfern jedes Jahr zum Maifest zubereitet. Genaue Zahlen gibt es nicht, aber anscheinend gehen mehrere Hundert der köstlichen dampfenden Fladen über die Theke. Als Nachspeise brachte Tierheimleitung Zsuzsi Vöros uns noch einen großen Teller mit einer Auswahl vom Kuchenbuffet. Hier mussten wir streiken…..


Nach vielen Gesprächen, unter anderem mit einer großen deutschen Auswanderercommunity, die sich auch im Tierheim eingefunden hatte, und einem ersten Besuch bei den zuckersüßen weißen Flauschwelpen zog es uns in unser gebuchtes Zimmer in Siófok, denn das frühe Aufstehen, die viele Sonne und der volle Magen forderten ihren Tribut. Mit Müh und Not konnten wir uns verabschieden, denn eine der Hauptattraktionen war im Gange, eine Tombola mit vielen Preisen. Das Abendessen am Wasserturm in Siófok fiel anders als sonst eher sehr bescheiden aus, ein kleiner Salat reichte uns vollkommen aus, kein Wunder nach dem opulenten Essen beim Maifest.
Am nächsten Tag ging es am Vormittag etwas später als sonst ins Tierheim, die Mitarbeiter hatten aber schon am Vortag schon alles aufgeräumt, von dem rauschenden Fest war fast nichts mehr zu sehen. Wie bei unserem Besuch im November 2024 sollte der erste Tag dem üblichen umfangreichen Tierheimrundgang gewidmet werden, bei dem alle aktuell im Tierheim befindlichen Hunde eingehend besprochen werden, insbesondere ob Fortschritte gemacht wurden und wie wohl ein geeigneter Vermittlungsplatz aussehen könnte. Der „extra“ Tag 2 war dann für ausgedehnte Spaziergänge mit potentiellen Vermittlungskandidaten vorgesehen, denn an der Leine lernen sich Mensch und Hund am besten kennen.


Im Tierheim angekommen wurden wir direkt von vielen Hunden begrüßt. Besonders ins Auge gestochen ist uns die Hündin Pizsi, eine lustige Shar Pei Mix Hündin die gemeinsam mit ihrem Sohn Willi ins Tierheim gekommen ist. Pizsi hat unser Herz so erobert, dass wir sie direkt reserviert haben und sie inzwischen auch schon ausgereist ist und ein liebevolles Zuhause gefunden hat. Dann ging es weiter zu den Welpen. Hier herrschte wie üblich ein wildes Gewusel und wir wurden stürmisch begrüßt. Alle Welpen, die im Februar an Parvo erkrankt sind haben überlebt und sind zu gesunden Hundekindern herangewachsen. Es war deutlich zu spüren, dass vor allem die älteren Welpen dringend aus dem Tierheim raus müssen. Der Zwinger ist zu klein und es gab öfter Reibereien. So wurde spontan und nach kurzer Absprache mit unserer Pflegestelle Andrea Kraust entschieden, dass die drei Schwestern Kamilla, Pipacs und Viola ausreisen dürfen (sie haben in Deutschland innerhalb von 3 Tagen ein Zuhause gefunden). Bei den jüngeren Welpen war es noch etwas entspannter. Zsuzsi erzählte uns, dass Baro (einer der Welpen) mit einem Megaösophagus geboren wurde. Laut ungarischen Tierärzten könne man dies leider nicht behandeln. So entschieden wir spontan, dass Baro ausreisen darf und in Deutschland untersucht und behandelt wird. Hier wird vermutlich eine teure Op auf uns zukommen. Wir werden uns hierzu nochmal genauer an euch wenden und auch einen Spenenaufruf starten. In den weiteren Zwingern begrüßten uns leider viele bekannte Hunde. Unter diesen sind leider auch einige, die nicht vermittelt werden können. Zsuzsi berichtete uns, dass es inzwischen knapp 60 Hunde gibt, die wohl ihr Leben lang im Tierheim sein werden. Da dies auch mit enormen Kosten verbunden ist, haben wir uns überlegt wieder vermehrt Patenschaften für unsere Langzeitinsassen zu suchen. Hierzu werden wir in Zukunft regelmäßig die Hunde vorstellen.
Nach Beendigung des Rundgangs wurde der Transporter auf das Tierheimgelände rangiert und die mitgebrachten Sachspenden gemeinsam entladen. Wir halfen mit, die vielen Kartons und Säcke direkt im Hof zu sichten und sortieren. Diesmal hatten wir viel hochwertiges Trocken- und Nassfutter dabei, was insbesondere wegen der zahlreichen Hunde mit Futterunverträglichkeiten sehr willkommen war. Außerdem gab es noch eine Extrafuhre Katzenfutter für Janos‘ Katzenstation. Zum Abschluss des ereignisreichen Tages im Tierheim ging es noch ins Büro. Es gab kühle Getränke und die übliche riesige Auswahl an Cremeschnitten und Torten – die Lángos von gestern waren vergessen, wir konnten wieder voll zuschlagen. Auch bei dieser Fahrt konnten wir wieder einiges an Geld überreichen, 2.900 Euro als Kostenbeteiligung für die vermittelten Hunde, und eine Spende von 2.100 Euro, also insgesamt 5.000 Euro. Wir hatten ja schon bei unserem März-Besuch 10.000 Euro mitgebracht, je zur Hälfte für vermittelte Hunde und Spende. Somit dürfte unser Verein wie schon im Vorjahr auch heuer der mit Abstand größte Unterstützer des Tierheims in Siófok werden, nach den regulären Zuwendungen durch staatliche Stellen.


Am Abend hatten wir Zeit für einen Besuch des Strandfestes in Siófok, es gab ein Riesenrad, Karussells, viele Essenstände (ja, auch Lángos gab es…) und eine große Freilichtbühne auf der den ganzen Nachmittag und am Abend verschiedene Bands spielten. Der warme Frühlingsabend lockte viele Besucher an, es herrschte ausgelassene Stimmung. Wie schon bei der Novemberfahrt genossen wir das Gefühl, dass es am nächsten Tag noch nicht zurückging, sondern wir noch einmal einen Tag im Tierheim verbringen dürfen. Gesteigert wurde die Vorfreude noch durch das schöne Wetter und die langen Tage, im November war es den ganzen Tag klamm und kalt, und um 4 Uhr nachmittags schon dunkel. So steuerten wir am Samstag früh erneut das Tierheim an. Anders als im November waren wir in Shorts und T-Shirts sehr luftig angezogen und gut mit Sonnencreme eingecremt, denn wir hatten eine von Alina und Zsuzsi vorbereitete lange Liste an Kandidaten für die Testspaziergänge, die es galt abzuarbeiten.
Los ging der Spaziermarathon mit den beiden Schwestern Carmen und Bonita. Sie kamen vor zwei Monaten sehr ängstlich im Tierheim an. Zwischenzeitlich haben sich die jungen Schäferhund-Mischlinge gut entwickelt und sind bereit in ein neues Zuhause zu ziehen. Weiter ging es mit Jessy, einer Hündin die aus einem Brunnen gerettet wurde. Sie ist eine bezaubernde sechsjährige Hundedame, die alle Menschen liebt und bereits schön an der Leine geht. Beim Rundgang durchs Tierheim ist und Rüde Gezu aufgefallen. Er zeigte sich im Tierheim als sehr ängstlich und zurückhaltend. Außerhalb des Zwingers war er wie ausgewechselt. Er war neugierig, aufgeschlossen und hat den Spaziergang mit uns sichtlich genossen. Dieses Beispiel zeigt mal wieder, wie wichtig es ist, die Hunde außerhalb des Tierheims kennenzulernen. Insgesamt sind wir mit 11 Hunden spazieren gegangen und konnten sie so nochmal von einer anderen Seite kennenlernen und damit auch besser vermitteln.


Als Belohnung für die vielen Spaziergänge in der Mittagshitze, unsere Schrittzähler waren fast „out of range“, gab es nochmal kühle Getränke und die Reste vom Kuchen des Vortags. Wir verabschiedeten uns von Zsuzsi und den Mitarbeitern, denn am nächsten Tag ging es heim. Am Abend genossen wir noch einmal das Seeuferfest, den Sonnenuntergang über dem Balaton und eine leckere Pizza in unserem Lieblingsitaliener. Sonntag ging es sehr früh Richtung Heimat. Nach 8 Stunden Fahrt mit nur wenig Stau um Braunau herum waren wir am frühen Nachmittag zurück in Puchheim. Wie in unseren Berichten regelmäßig an dieser Stelle erwähnt, sind Hunde seit Corona und der gleichzeitig erfolgten Verschärfung der Transportbestimmungen (Stichwort TRACES) nicht mehr an Bord, ein legaler Tiertransport ist in den von uns seit Verkauf unseres Vereinsautos genutzten Mietfahrzeugen leider nicht mehr möglich. Nachdem aber schon mehrere Transporte in den nächsten Wochen mit einem Dutzend Hunde quasi fest gebucht sind, konnten wir dies gut verschmerzen.
Die nächsten Fahrten stehen schon in den Kalendern, für Mitte August und Ende November. Nachdem die letzten Jahre meist nur zwei Fahrten pro Jahr stattfanden, nähern wir uns fast wieder den Frequenzen aus den Zeiten vor Corona. Die regelmäßigen Besuche im Tierheim erlauben einfach einen viel engeren Kontakt und ein besseres Kennenlernen der Hunde, was für eine erfolgreiche Vermittlung sehr förderlich ist. Auch unserem Spendenlager tut ein regelmäßiger Umschlag gut, die seit einiger Zeit von uns bevorzugten kleineren Transporter haben die ideale Größe für den Spendentransport und sind sehr günstig in der Miete. Aktuell ist das Lager ziemlich leer, darum an dieser Stelle der übliche Aufruf: jeglicher Tierbedarf, Hunde- und Katzenfutter (nass und trocken), Medikamente, medizinisches Material, sowie Laken, Bettbezüge, Decken (keine Federbetten!), können gerne an unseren Spendensammelstellen vorbeigebracht werden, oder werden nach Vereinbarung auch abgeholt. Bis Mitte August zur nächsten Fahrt hoffen wir wieder etwas zusammenzubekommen.
Allen Lesern dieses Berichts und Unterstützern der Hundehilfe Marika sagen wir Viszontlátásra! (ungarisch für „Auf Wiedersehen“), und wünschen einen schönen Sommer. Bis bald!
Alina Grüner und Martin Valk
