Sozusagen die Jahresauftaktfahrt! Obwohl die letzte Fahrt im Dezember noch gar nicht so lange zurücklag, hatten sich bereits schon 4 Passagiere für die Reise angemeldet – Molly, Polka, und Szikra (alias Brandy) waren schon länger für Pflegestellen vorgesehen, und Amelie hat noch eine Wildcard gezogen, nachdem das Hundeparadies in Stephanskirchen kurzfristig noch einen Platz anbieten konnte. Und im Winter wollen wir keinem Hund zumuten, nur einen Tag länger im frostigen Tierheim zu verbringen, wenn hier ein Platz in einem warmen Körbchen wartet.
Zudem stapelten sich Berge von Spenden im Keller, vor allem Decken, Medikamente, und Körbchen. Zusätzlich wurden noch für ein paar Hundert Euro Futter besorgt. Qualitativ hochwertiges Futter – vor allem für Senioren und Welpen – ist in Ungarn schwer zu bekommen oder teuer, und deshalb immer eine gern gesehenes Mitbringsel. Voll beladen, wie immer bis unter das Dach, starteten wir Freitagmittag bei strahlendem Sonnenschein Richtung Ungarn. Nur ein kurzer Stopp zum Vignettenkauf an der Grenze bei Salzburg, ansonsten eine absolut staufreie Fahrt so dass wir schon um 19 Uhr ankamen, nach rekordverdächtigen 7 Stunden (wir haben auch schon 10 Stunden und mehr gebraucht…). Unsere Stammpension in Siofok erwartete uns schon, und es war noch Zeit für einen Spaziergang durch den verschlafenen Ort.
Am nächsten Morgen konnten wir uns Zeit lassen, denn die Tierheimleitung Szuszi Vörös hatte uns gebeten, nicht vor 11 Uhr im Tierheim aufzutauchen. So konnten wir im örtlichen Tesco noch ein paar weitere Futtersäcke zuladen, und das Auto für die Rückfahrt volltanken.
Pünktlich um 11 Uhr waren wir dann am Tierheim und wurden mit dem üblichen Bellkonzert begrüßt. Zsuzsi tauchte auch bald auf, und entschuldigte sich gleich für die Verspätung – es herrscht absoluter Mitarbeiternotstand, zwei Kollegen waren krank, und der Rest vollkommen überlastet. Zudem ist das Tierheim voll belegt, und es gibt sehr viele Welpen die einen besonderen Pflegeaufwand erfordern. Jeder der schon mal einen krankes Tier zuhause hatte, und mehrfach in der Nacht aufgestanden ist, kann sich vorstellen was das bedeutet – und das mit einem Faktor 20 oder 30….
Obwohl Mitarbeiter gesucht werden, gibt es sehr wenige Bewerber. Vor einigen Jahren haben sich auf eine offene Stelle 20-30 Interessenten beworben, heute oft keiner. Zudem ist die Arbeit nicht gerade gut bezahlt, körperlich anstrengend und auch sehr anspruchsvoll: Das tägliche „Hundesortierspiel“ bietet diverse Herausforderungen wie „Wer darf mit wem in den Auslauf?“, „Wie kriege ich die zurück in den Zwinger?“ oder ganz wichtig: „Wer ist mit Vorsicht zu genießen?“. Nicht jeder kann das und bringt dazu auch noch die unbedingt nötige Tierliebe und Nerven wie Drahtseile mit. Auch ehrenamtliche Mitarbeiter sind schwerer als in Deutschland zu finden, denn die meisten Ungarn sind darauf angewiesen, einer bezahlten Arbeit nachzugehen.
Für den obligatorischen Tierheimrundgang war aber Zeit, sogar mehr als genug. Positive (und auch negative…) Entwicklungen der einzelnen Hunde seit dem letzten Besuch wurden besprochen, Neuzugänge vorgestellt, und natürlich als traditionell krönender Abschluss ein Welpengeknuddel. Wer sich über die diversen Neuzugänge informieren will, ist herzlich eingeladen, einen Blick auf die Vermittlungsseiten zu werfen. Junghunde und Welpen haben es normalerweise leichter, aber unsere Notfälle und Senioren liegen uns immer besonders am Herzen.
Es folgte das Ausladen der Spenden, jedes Mal ein Event, an dem alle Mitarbeiter beteiligt sind um Säcke und Dosenpaletten ins Lager zu schleppen. Danach wurde noch bei Kaffee und Kuchen im Büro der Papierkram erledigt – wir hatten neben den Sachspenden auch 500 Euro Geldspenden mitgebracht, die quittiert werden mussten. Zsuzsi hatte perfekt Impfpässe und Tracespapiere vorbereitet.
Geschafft aber zufrieden ging es zurück in unsere Unterkunft, es mussten noch die 4 Transportboxen aufgebaut, eingerichtet und sicher im Transporter verzurrt werden. Danach war noch Zeit für einen kurzen Stadtbummel und ein Abendessen.
Es ging aber früh ins Bett, denn Sonntags schon um 6 Uhr früh klingelt der Wecker….. um 7:30 schon waren wir im Tierheim zur Abholung der Passagiere angemeldet. Alle sind brav eingestiegen und so waren wir kurz danach auf der Autobahn Richtung Budapest. Diesmal gab es keinen Zwischenstopp im Tierheim Tarnok bei Anni, also sendeten wir beim Vorbeifahren nur freundliche Gedanken ins Hundewaisenhaus. Trotz dickem Nebel von Budapest bis Györ gestaltete sich die Rückfahrt genauso problemlos wie die Hinfahrt: keine Grenzkontrollen an beiden Grenzen, keine Polizei die neugierig die Insassen betrachtet und vielsagend aber ratlos in den Tracespapieren blättert.
So konnten die elegante Viszladame Brandy und ihre Spielgefährtin Amelie bei Andrea Kraust im Hundeparadies Stephanskirchen schon am frühen Nachmittag aussteigen, wo sie jetzt auf ihre endgültigen Besitzer warten. Für Molly und Polka ging es nochmal eine Stunde weiter nach Neuried bei München, wo die Übergabe an die jeweiligen Pflegestellen stattfand. Besonders für Molly hat es uns sehr gefreut, denn die 12 Jahre alte Schäferhunddame war schon lange im Tierheim und ist gesundheitlich angeschlagen. (Ihr steht auch noch eine Operation in Deutschland bevor, für die wir schon jetzt Geld sammeln…)
Alles in allem eine reibungslose Fahrt aus unserer Sicht, aber die aktuellen Personalprobleme unserer Kollegen im Tierheim Siofok bedrücken uns – wir würden gerne mehr helfen, aber von hier aus beschränkt sich unsere Unterstützung auf die Vermittlung von Hunden nach Deutschland, Österreich und Schweiz, und einem bescheidenen finanziellen Beitrag. Der berühmte Tropfen auf einen heißen Stein…
Die nächste Abreise ist für April geplant, so dass wir auch dieses Jahr wieder auf 6 Fahrten kommen sollten. Das Sammeln von Spenden läuft bereits, und erste Anfragen für Hunde sind auch schon eingegangen.