Lagerkoller und Familienglück auf engem Raum

Im Sommerloch der großen Ferienzeit in den deutschen Bundesländern war es dennoch Zeit, hilfreiche Spenden nach Siofok zu transportieren und sich ein persönliches Bild vor Ort zu verschaffen. Im Lager hatten sich viele Decken und Handtücher, Hundebettchen sowie medizinisches Material gesammelt und eine große Futterladung vom Tierschutzshop konnte dankbar entgegen genommen werden. Zusätzlich mit einem Notizblock und Kamera bewaffnet geht es am Freitagvormittag los. Die etwas mehr als 700 Kilometer laufen quasi reibungslos und so nutzen wir die Zeit, um Gedanken für den folgenden Tag im Tierheim zu sammeln.

Wir treffen uns wie üblich mit der Tierheimleitung Zsuzsi, nach dem die Vierbeiner ihre morgendliche Versorgung hatten. Beim neuesten der Gebäude treffen wir auf eine Mischung von Alt und Jung. Die alte Komondor-Hündin Borzi und der Vizsla-Tattergreis Roy halten sich tapfer zwischen den neun schwarzen Welpen, die samt Mutter im Straßengraben gefunden wurden. Wer sich etwas im Tierschutz auskennt weiß, dass ihre Vermittlung kein Klacks wird… Immerhin sind alle wohlauf. Dazu gesellt sich in etwas Abstand Sophie, deren einzige Vertrauensperson leider Zsuzsi ist. Für sie ist das Tierheim keine leichte Situation.

Beim Welpenhaus wuselt es noch mehr als sonst. Dort halten sich im Moment drei dunkle Dackel- und vier helle gefleckte Welpen jeweils mit ihrer Mutter auf und dazu vier bräunliche ohne Mutter. Außerdem die etwas älteren Geschwister-Welpen Minka und Jorek. Es gibt viel Streit und teilweise Eifersucht um die begrenzte Aufmerksamkeit durch Menschen. Bereits an dieser Station sind die Notizen auf dem Block unübersichtlich dicht aneinander gequetscht.

Bei den erwachsenen Hundensind Lina, Sari, Hera und Ellie im Freilauf. Die frisch kastrierten, jungen Hündinnen toben mit ihren weißen Trichtern zwischen den Zwingern und der Quarantänestation. Husky Lina wird dabei etwas untergebuttert und auch uns Fremden ist sie zunächst vorsichtig gegenüber. Doch wir können schnell ihr Vertrauen durch Streicheleinheiten und Ruhe gewinnen. Zsuzsi erzählt, sie wurde von einem Witwer vorbeigebracht, der umziehen musste und sich nicht mehr kümmern kann. Sie leidet darunter offensichtlich sehr und ist ein Notfall. Wir hoffen es findet sich rasch ein Zuhause für die absolut verträgliche und äußerst liebe Hündin, das ihr wieder Halt gibt.

Ebenfalls ein echter Notfall ist Boxer-Mix Barney. Eine alte Kieferverletzung und eine Enddarm-OP haben ihn gezeichnet. Obwohl alles gut verheilt ist, ist sein Immunsystem völlig geschwächt und sein Körper reagiert mit empfindlicher, gereizter Haut. Für ihn ist sein Zwinger der reinste Stress. Er wäre ein toller Familienhund, wenn er nicht übersehen würde. Ein paar Zwinger weiter hat Adi einen Kreuzbandriss an der Hinterpfote links. Eine Operation ist unbedingt notwendig. Das Tierheim hat das notwendige Geld aber im Moment nicht und braucht Spenden. Wir sagen natürlich unsere Unterstützung zu! Bis jetzt ist noch nicht mal die Hälfte der Notizen im Bericht erwähnt, aber mehr wäre auch zu viele Details. Die gesamte Mitschrift des Rundgangs wird zurück in Deutschland in die Beschreibungen auf der Webseite eingearbeitet. Es lohnt sich also durchzustöbern.

Zum Schluss des Tages laden wir gemeinsam die vielen Spenden aus dem Vereinsauto, erledigen bei einer Tasse Kaffee den Papierkram und besprechen, was bei der Zusammenarbeit zuletzt nicht so gut lief. Nach dem wir weg sind, wird Zsuzsi noch Zsotyi baden, damit dieser am nächsten Morgen strahlend seine Transportbox im Auto beziehen kann. Ein straffes Programm für die Tierheimmitarbeiter Tag täglich…

Die Rückfahrt läuft dermaßen ruhig, dass wir mehrmals ungläubig in die Box schauen, ob noch alles in Ordnung ist. Bei der Übergabe wird schnell klar, dass die Vermittlung ein wahres „Match“ ist, wie man auf Dating-Seiten neu-deutsch sagt. Wir wünschen Hund und Menschen alles Gute für den gemeinsamen Start.